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6. Sonntag der Osterzeit

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Apg 15, 1-2. 22-29
2. Lesung: Offb 21, 10-14. 22-23
Evangelium: Joh 14, 23-29

 

Jesus gibt vor seinem Abschied ein "Testament", seine ganze Botschaft kann als "Testament", als "letzter Wille" verstanden werden, Jesus gibt uns ein "Erbe", hinterlässt eine Erbschaft.

In einem Testament geht es weniger um "Verpflichtungen", als vielmehr um das Vermögen, das Erbgut, wie es aufgeteilt werden soll. Es gilt dann nicht die gesetzliche Erbfolge, Menschen werden bedacht, die man geliebt hat, mit einem Zeichen des Andenkens.

Wer freut sich nicht über eine Erbschaft, und wie glücklich könnten wir Christen sein über das "Testament", in dem Jesus uns als "Erben" eingesetzt hat. Weil er uns liebt, wollte er uns etwas hinterlassen, nicht nur Gebote und Weisungen, sondern tatsächlich eine Gabe, ein Vermögen, ein Erbe, das wir durch die Taufe antreten.

Jesus sagt: "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten". Daraus ergeben sich zwei Fragen:

Erstens: Liebt jemand Jesus Christus?

Der Christ lebt in einer Antwort, er bemüht sich, Antwort zu geben auf die Erkenntnis, von Gott geliebt zu werden. Der Christ schenkt weiter, was er empfängt. Es verpflichtet ihn nicht nur das äußere Beispiel gegebener Liebe, es drängt ihn auch die innere Gabe empfangener Liebe.

Liebe zeigt sich in der "Folgsamkeit". Das ist jetzt weiter zu sehen als der "Gehorsam". Wenn ich jemanden liebe, möchte ich bei ihm sein, mit ihm gehen, "nachfolgen", wie es bei Jesus heißt, und ich werde mich an ihm orientieren, ihn sogar um Rat fragen und seiner Empfehlung folgen.

"Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten".

Die zweite Frage, die sich daraus ergibt: Was ist das Wort von Jesus?

Was hat er gesagt, was ist seine Botschaft?

Was daraus folgt ist klar und eindeutig: Als Christ muss ich das Wort von Jesus kennen! - Ich kann nicht Christ sein, ohne zu wissen, wer Jesus war, was Jesus gesagt und getan hat, ohne die Heilige Schrift zu kennen.

Christ sein ist nicht nur frommes Gefühl, erschöpft sich nicht nur in Mitmenschlichkeit und ist auch getrennt von der Kirche nicht möglich.

Was ist nun das Wort, das Jesus uns als "Testament" hinterlassen hat?

- Das Wort ist zunächst er selbst; er ist für uns Christen das Wort des Vaters. Auch sein Name ist ein einziges Wort an uns: Jesus: Gott ist Hilfe, Gott ist Retter. Ein einziges Wort ist das Wesen Gottes, das uns in seiner Botschaft mitgeteilt wird: Liebe. "Gott ist die Liebe".

- Zentraler Gehalt, Zusammenfassung aller Verpflichtungen, die "Schuld", die wir mit unserem Erbe mit übernehmen, ist das Liebesgebot: "Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt."

- Es wäre ein großer Fehler, das Testament Jesu nur als Verpflichtung, als eine Fülle von Geboten und Verboten, zu sehen. Neben Rat und Weisheit für das Leben wird uns vor allem - wie bereits gesagt - ein "Vermögen" zugeteilt: Das Erbe, das uns auch Macht verleiht, die Macht und Freiheit der Kinder Gottes. Wir sind vermögend und reich, besitzen den Reichtum von Gottesreich.

Wir sind reich durch den Glauben, reich durch die innere Gabe des Geistes, sehen Licht auch in Dunkelheit und leben in der Gewissheit, dass uns ein ewiges Leben geschenkt ist.

Größte Zusage unserer Erbschaft ist die Vollendung in der Herrlichkeit des Vaters, aber auch für dieses Leben der Beistand, der Heilige Geist. Unser ganzes Leben und Sein ist durchdrungen von einem Innewohnen Gottes, einer Kommunion des Geistes.

"Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." - Hier fehlt noch die zugesagte Gabe, der Geist, der vom Vater und vom Sohne ausgeht. - Jedes mal, wenn wir das Kreuzzeichen machen, stellen wir uns neu in das Heil, in das Mysterium des dreifaltigen Gottes, öffnen wir die geistige Tür für das Innewohnen Gottes.

Sehen wir auch die "Kirchlichkeit" des "Wortes": Es kann kein Christ sein geben, das sich nicht an das Wort hält: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Gemeint ist die Feier der Eucharistie, die Tisch- und Mahlgemeinschaft.

Gegenwart Gottes ist nicht nur jedem persönlich zugesagt, als vielmehr der Gemeinschaft des Gebetes, der ganzen Kirche, die in der Mahlgemeinschaft am "Tisch des Wortes" festhält.

In der Offenbarung ist die Kirche nicht aus Stein. Da gab es keinen Tempel in der Stadt, denn die ganze Stadt war "erfüllt von der Herrlichkeit Gottes." - Ein Bild für den mystischen Leib, die lebendige Kirche, in der Christus lebendig ist durch das Wirken des Geistes.

Kirche meint hier nicht nur die einzelne Ortskirche, dargestellt wird die gesamte Kirche als "apostolische" Kirche auf dem Fundament der Apostel, die auch offene Tore hat zu ihrer Herkunft aus dem Judentum, zu ihrem Ursprung, die offen ist für Zukunft und Tradition, für Kommen und Gehen.

Dass in der Kirche voller Reichtum sichtbar werden soll, hat uns die erste Lesung gezeigt. Immer schon hat es in der Kirche Spannungen gegeben, verschiedene Meinungen und Gruppenbildung. Durch Gespräch, Beratung, ein Konzil, wurde eine Lösung gefunden, die von allen anerkannt wurde, und bei der die Verantwortlichen sehr selbstbewusst sagen konnten: "Der heilige Geist und wir haben beschlossen", weil sie wirklich erfüllt und überzeugt davon waren, dass der Heilige Geist in der Kirche wirkt und gegenwärtig ist, dass der Heilige Geist durch unser Denken und Tun, durch ein gemeinsames Suchen nach Lösung, durch die Verwirklichung des Friedens und der Einheit, in der Welt Gestalt annimmt.

Amen.

 

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