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21. Sonntag im Jahreskreis

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Jos 24, 1-2a. 15-17. 18b
2. Lesung: Eph 5, 21-32
Evangelium: Joh 6, 60-69

 

Wir leben in einem Land der Freiheit und können nicht dankbar genug sein für den politischen Frieden, der in unserem Land die Freiheit sichert.

Das Volk Israel wurde von Gott aus dem Land der Knechtschaft und der Sklaverei in das Land der Freiheit geführt, und politisch gesehen haben die Länder Europas mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ähnliches erfahren dürfen. Gott sei Dank, es ist aus mit der Unterdrückung, mit der Missachtung der menschlichen Würde, der Mensch ist wieder frei.

Tatsächlich gehört die Freiheit zur Würde des Menschen. Es gibt Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, Redefreiheit, Religionsfreiheit.

Und trotzdem hat Freiheit ihre Grenzen. Die Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt. Das wird oft übersehen: Nicht nur einzelne oder ganz bestimmte Gruppen haben ihre Freiheit, alle dürfen vom Recht ihrer Freiheit Gebrauch machen, sie müssen aber auch die Freiheit des anderen respektieren.

Unsere Gesellschaft wird zunehmend liberal. In gewisser Weise darf ein jeder tun und lassen, was er will - obwohl dies nicht die richtige Sicht von Freiheit ist! Der Mensch hat auch Verantwortung der Schöpfung gegenüber, er ist auch seinem Mitmenschen und der Gesellschaft gegenüber verpflichtet. Freiheit kann Verantwortung nicht außer Acht lassen. - Als Christen sind wir in besonderer Weise zu einer Freiheit berufen, die auch Verantwortung bedeutet.

Der Mensch ist ein Wesen: zur Freiheit geboren. Und in der Bindung (Religion bedeutet ja auch: Zurückbindung an Gott) erfahren wir die eigentliche Sinnbestimmung von Freiheit.

Freiheit aktualisiert sich erst wirklich, wenn sie auch genutzt und in Anspruch genommen wird, das heißt: Gerade in der Bindung verwirklicht sich Freiheit!

"Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund." In der Bindung zu Gott erkennen wir erst richtig die eigentliche Würde des Menschen, befreit zu sein, zur "Freiheit der Kinder Gottes."

Der Mensch, der sein Leben wirklich Gott überantwortet hat, ist frei: frei von Sorge, frei von Ängstlichkeit, durch Vergebung auch frei von Sünde; er kann unbeschwert frei sein in der Bindung zu Gott.

Freiheit verlangt Entschiedenheit. Jesus gibt seinen Jüngern die Freiheit zu gehen, doch das Bleiben der Jünger erhält eine neue Kraft: die Kraft der Entschiedenheit und die Kraft, sich zu bekennen: "Herr, du hast Worte des ewigen Lebens."

In einer zunehmend wertneutralen Gesellschaft ist das heute soeben gehörte Evangelium Richtung weisend für das Bestehen und die Zukunft der Kirche. Menschen haben ihre Freiheit, so zu leben, wie es ihren Wertvorstellungen entspricht, sie haben auch das Recht, "wert-los" zu leben. - Der Mensch als Gottes Geschöpf hat in seiner Freiheit auch die Möglichkeit, sich gegen Gott entscheiden zu können. - Angesichts der vielen Kirchenaustritte braucht die Kirche nicht in Panik geraten oder gar um ihre Zukunft bangen. In aller Ruhe gilt es, in der Achtung der menschlichen Würde und Freiheit, die Frage Jesu zu stellen: "Wollt auch ihr weggehen?"

Wird es nicht immer auch die gläubigen Menschen geben, die das Bekenntnis ablegen: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du (allein) hast Worte des ewigen Lebens."

Auf dieses Zeugnis und Bekenntnis der Katholiken und Christen wird es in Zukunft noch vielmehr ankommen. Die gesellschaftlichen Veränderungen fordern die Kirche heraus in ihrer missionarischen Sendung und machen sie zunehmend mehr zu dem, was sie eigentlich sein soll: "Sauerteig", "Salz" und "Licht der Welt".

Immer mehr wird es auf das persönliche Zeugnis von Christen ankommen. - Schon im Alten Testament hat ein persönliches Glaubensbekenntnis, das des Josua, ein ganzes Volk überzeugt. Sollte die Antwort des Volkes nicht auch unsere eigene sein?

"Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen. Denn der Herr, unser Gott, war es, der ... vor unseren Augen ... große Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind." -

Kurz möchte ich auch noch zu den Worten der zweiten Lesung etwas sagen: Da geht es bitte nicht um eine "Willkürherrschaft des Mannes" und die "Unterdrückung" der Frau, vielmehr um eine wechselseitige Liebesbeziehung.

Eine Ehe soll Darstellung, ein lebendiges und sichtbares Bild von Liebe sein, die im Wesen Gottes ihren Ursprung hat. Treue und Einheit sind durch das Ehesakrament nicht eine persönliche Beliebigkeit, sie werden zur Angelegenheit des dreifaltigen Gottes; Ehe wird zum sakramentalen Zeichen des in der Kirche gegenwärtigen Christus.

Auch in der Ehe geht es um Freiheit und Bindung. Die eheliche Bindung ist nur dann gültig, wenn sie in Freiheit geschlossen wurde. Und hat man sich wirklich an den richtigen Partner gebunden, erfährt man in ihm das Glück seines Lebens. In der Bindung ist man vollkommen frei füreinander geworden, und gemeinsam frei für das in Gott Hineingenommensein.

Das heutige Evangelium endet mit einem großen Bekenntnis des Glaubens: "Du bist der Heilige Gottes." So wollen auch wir unseren Glauben bekennen.

Amen.

 

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