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4. Sonntag der Osterzeit

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Apg 2, 14a. 36-41
2. Lesung: 1 Petr 2, 20b-25
Evangelium: Joh 10, 1-10

 

Der vierte Sonntag der Osterzeit ist auch bekannt als der "Sonntag des Guten Hirten". Über die drei Lesejahre verteilt hören wir alljährlich aus dem 10. Kapitel des Johannesevangeliums, der so genannten "Hirtenrede".

Jesus ist der "gute Hirt", der sein Leben hingibt für seine Schafe. Das ganze Heilsgeschehen von Erlösung wird in diesem Bildwort präsent. Höhepunkt ist wohl Vers 28: "Ich gebe ihnen ewiges Leben."

Das Hören auf die Stimme des Hirten verdeutlicht ein besonderes Vertrauensverhältnis, und die Lebenshingabe des Hirten ist Ausdruck einer unüberbietbaren Liebe, die bereit ist, alles zu geben: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."

So hören wir also zurecht in der Osterzeit vom Guten Hirten, denn Auferstehung und Leben nach dem Tod sind eine Frucht der Entäußerung, der Hingabe Jesu am Kreuz.

Jesus hat sein Wort vom Weizenkorn in Wahrheit verwirklicht: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht."

Nun aber zurück zum Bildwort des Guten Hirten. Es erinnert nicht nur an das Geschehen der Heiligen Woche, es verweist in die Zukunft.

Gerade der auferstandene Jesus erweist sich als der Gute Hirte. Durch die Sendung seines Geistes auch heute zugegen, wird er uns in eine gute Zukunft führen, - auch durch die Tür des Todes.

Jesus ist der Gute Hirte für jeden Christen persönlich und für die Gemeinschaft der Christen, die Kirche.

Kein Mensch hat sich selbst das Leben gegeben, und kein Mensch kann letztlich den Sinn und das Ziel seines Lebens selbst bestimmen. Für uns Christen ist das Leben nicht Zufall und Schicksal, sondern Bestimmung, Absicht einer Liebe, die uns mit einer Sendung in diese Welt gestellt hat.

Vertrauend auf die unendliche Liebe Gottes, die er uns schon mit der Gabe des Lebens bewiesen hat, kann Jesus für uns nur guter Hirte sein. Gott führt das uns geschenkte Leben in eine gute Zukunft, und wir bemühen uns, der hohen Berufung gerecht zu werden.

- Gott will nicht den Tod des Sünders, er will, dass er umkehrt und lebt.

In Jesus Christus wird die Berufung eines jeden Menschen erkennbar, daher sollen wir auf seine Stimme hören. Jeder Mensch ist dazu berufen, nach dem Vorbild Jesu sein Leben zu gestalten, so wie auch jeder Mensch erlöst ist durch die Hingabe des Herrn.

Jesus vergleicht sich selbst auch als "Weg", als "Weg zum himmlischen Vater"; er ist "der Weg und die Wahrheit und das Leben". Und er fügt hinzu: "Niemand kommt zum Vater außer durch mich."

So kommt dem Bildwort vom Guten Hirten noch ein weiteres hinzu. Jesus sagt: "Ich bin die Tür". - Es gibt keinen anderen Weg in das Reich des himmlischen Vaters als den Weg Jesus Christus und durch die Tür des Todes, die aber offen steht.

Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott einen Weg in diese Welt gefunden hat, zu Ostern, dass er auch für uns begehbar ist. Gott hat eine Schranke durchbrochen, einen Weg bereitet, der durch eine Tür aus der Begrenztheit des Raumes hinausführt in die Freiheit, in das herrliche Licht des Tages, eines bleibenden Tages. Jesus versichert: "Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden."

Ich möchte das Evangelium aber nicht nur auf das Jenseits hin ausdeuten. Jesus sagt: "Ich bin die Tür zu den Schafen". Das sind nicht nur die "himmlischen" Schafe, das sind auch die "irdischen". Außerdem heißt es, dass wir durch diese Tür "ein- und ausgehen" werden.

Jesus will uns nicht nur hinüberführen zu den bereits Verstorbenen, die bei Gott Vollendung gefunden haben, er will auch uns zu einer Gemeinschaft führen, und wir verstehen so das Bildwort, das auch das Zweite Vatikanische Konzil verwendet, wenn es die Kirche als "Schafstall" bezeichnet.

Die Kirche ist Gemeinschaft von Christen über den Tod hinaus. Das sagt uns der Sonntag des Guten Hirten. Er ist das Haupt, wir sind die Glieder, er ist der Hirte, wir sind die Herde, eine Gemeinschaft, die Himmel und Erde verbindet. Durch ein Leben mit Christus in der Gemeinschaft der Kirche erkennen wir, dass wir jetzt schon "das Leben haben und es in Fülle haben."

Weil Jesus von den Toten auferstanden ist und durch das Wirken des Geistes lebt und da ist, können wir vertrauen, dass Gott uns führt, auch wenn wir nichts mehr sehen, in der Finsternis des Todes.

Ein interessanter Gedanke noch zum "Vater unser". Da beten wir: "Führe uns nicht in Versuchung", und oft wird gefragt, wie das zu verstehen wäre. Dazu sei folgendes gesagt: Gott führt uns immer, er lässt uns nie allein und ist immer bei uns, auch wenn wir einen Weg gehen, den er nicht will. Und im Jakobusbrief lesen wir: "Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. ... Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt."

Beten wir also: "Führe uns nicht in Versuchung", so in der Gewissheit, dass Gott es nicht tut, weil er nur das Gute will. Wir beten mit anderen Worten darum, dass Gott uns die Kraft gibt, in bestimmten Situationen zu bestehen, und wir wissen, dass Gott da ist, auch und gerade dann, wenn wir ihn brauchen, und das ist eigentlich immer, weil wir aus seiner Kraft leben.

Amen.

 

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