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Requiem

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Zum Requiem von Gabriel Fauré

 

Ein so wunderbares Requiem, ein so großer Aufwand mit Chor und Orchester, hat wohl seine Berechtigung, wenn wir es als eine Liebesgabe für unsere Verstorbenen verstehen.

Zugleich wird die Musik zum Ausdruck von Hoffnung und Sehnsucht, dass wir unser Herz zu Gott erheben, in der Liturgie vorauskosten dürfen, erfasst werden von dem, was uns bei Gott erwartet: wunderbares Glück und Herrlichkeit.

Damit das Requiem von Gabriel Fauré für uns nicht ein Konzert ist, sondern wirklich ein geistliches Erlebnis, haben Sie auch einen Text zum Mitverfolgen, zum Mitvollziehen, bekommen. - Uns allen bekannt ist das Gebet: "Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen, Herr, lass sie ruhen in Frieden!" Diese Bitte wird immer wiederholt, sie ist das zentrale Anliegen unseres Gebetes. Der weitere Text, der im Requiem vertont ist, ist eine sehr alte Sequenz zum Allerseelentag, die in früheren Jahrhunderten ja oftmals auch vertont wurde, heute aber in der erneuerten Liturgie nicht mehr vorkommt, vielleicht, weil sie der heutigen Theologie und dem heutigen religiösen Denken und Empfinden nicht mehr so recht entspricht.

Sie können dem Text stellenweise also durchaus auch kritisch gegenüberstehen, man kann geteilter Meinung sein über das, was da besungen wird:

Tag der Rache, Tag des Zornes, der Vergeltung des richtenden und strafenden Gottes, begleitet vom Fortissimo des Orchesters mit gewaltigen Paukenschlägen ...

Wir alle wissen, dass dies aber nicht der zentrale Gehalt der Offenbarung ist, dass dies nicht die letzte Hoffnung und Sehnsucht des Menschen ist, von Gott vernichtet zu werden.

Das weiß auch der Komponist in seinem Requiem auszudrücken: Die Schrecken des Gerichtes werden bei weitem übertroffen von zwei anderen Höhepunkten, und ich hoffe, dass Chor und Orchester diese beide Stellen - ermutigt durch meine Worte - dann ganz besonders hervorheben werden durch ein ganz gewaltiges Fortissimo:

Zum ersten das Hosanna im Sanctus, die Aussage, dass Gott heilig ist. Gott ist Heil, er ist das Heil nicht nur in sich, er ist auch das Heil für den Menschen. Im Wort "Heilig" enthalten ist ja das Wort Heil und heilen, damit auch das Vergeben. - Gott ist also heilig, ein vergebender und heilender Gott.

Zum zweiten ein gewaltiger Höhepunkt, der alles übertönen wird, eine Aussage, die über allem steht: Gott ist gütig - quia pius es.

Mit kraftvollen Akkorden- weil es ja unsere feste Überzeugung, unser Feststehen im Glauben ist - wird es in den Kirchenraum gerufen: Gott ist gütig. - Das wird also der gewaltigste Höhepunkt dieses Requiems sein.

Vielleicht noch eine andere Beobachtung zum besseren Hören und Verstehen dieses Requiems: Die Komposition ist ein romantisches Werk.

Die Romantik hat einen Sinn für das Schöne, für das Verträumte, das Wunderbare und Herrliche, sie betont das Gefühl. Das Orchester ist

dementsprechend angelegt, mit lieblichen Klängen, stellenweise ganz fein hauchend, dann wieder im vollen Klang einer gewaltigen, ganz breit angelegten Klangfülle, wobei aber alles weich ineinander verschmilzt.

Ein romantisches Requiem vermag also einiges auszudrücken, was auch unser Verlangen nach Ewigkeit betrifft. Wir stellen uns das Jenseits, das Sein bei Gott, ja vor als etwas Wunderbares und Herrliches, wir stellen uns vor, wir träumen von einer besseren Welt, Glück soll erfahren werden im vollen Klang einer großen Gemeinschaft der Heiligen ...

Noch ein anderer Aspekt zum Requiem, eine Hilfe zum verstehenden Hören: Auffallend ist vielleicht noch das Verhältnis Chor und Orchester. - Beobachten Sie, wie das Orchester oft ganz beständig in die Tiefe geht, während der Chor sich immer mehr in die Höhe erhebt, beide aber doch immer eine Einheit sind und wieder zueinander finden.

Es ist vielleicht ganz interessant, das Orchester mit dem Leib und den Chor mit der Seele des Menschen gleichzusetzen: Wir leiden unter der Vergänglichkeit des Körperlichen, dass es mit unserem Leib immer mehr bergab geht. Dem entgegen erhebt sich unser Geist, streckt er sich aus nach dem Göttlichen. - "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." - Ständig befinden sich diese beiden Kräfte im Widerstreit, und doch sind wir Menschen eine Einheit aus Leib und Seele, aus Vergangenheit und Zukunft, aus Vergänglichkeit und Ewigkeit.

Möge das heutige Requiem uns glücklich machen, darüber, dass wir vertrauen auf einen gütigen und liebenden Gott, dass wir eine Hoffnung und Zuversicht haben auf das Wunderbare und Herrliche des Jenseitigen, dass der Glaube und unser Gebet für die Verstorbenen in uns diese Gewissheit unerschütterlich festigen, einander vor Gott wieder zu sehen.

Amen.

 

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