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Gebetswoche für die
Einheit der Christen Ökumene  III

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

Lesung: 2 Kor 5, 15-20
Evangelium: Mt 18, 21-35

 

Vorzubereiten: eine Kerze, ein Kreuz, eine Heilige Schrift

Beginn:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Als Gruß zu Beginn des gemeinsamen Gottesdienstes, sei bewusst der Gruß des auferstandenen Herrn Jesus Christus euch zugesagt: "Der Friede sei mit euch!"

Jedes Jahr feiern wir Ökumenischen Gottesdienst - Gott sei Dank, nicht nur in der Gebetswoche um die Einheit der Christen, sondern auch darüber hinaus - und es freut uns die heutige Begegnung.

Wir begrüßen unsere Brüder und Schwestern, Freunde in Christus, aus der evangelischen Pfarrgemeinde und von der altkatholischen Kirche.

Drei symbolische Gaben bringen wir heute zum Altar, entsprechend den drei christlichen Kirchen, die sich gemeinsam zum Gebet versammelt haben. Haben die Sterndeuter Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dargebracht, so bringen wir heute eine Kerze, ein Kreuz und eine Heilige Schrift. Sie sind uns ein Zeichen für den gemeinsamen Weg hin zu Jesus Christus, ein Zeichen für den einen, der unsere gemeinsame Mitte ist: Jesus Christus.

Die Verheißung Jesus: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", soll nun in besonderer Weise für unsere ökumenische Begegnung zutreffen.

Predigt/Homilie:

In letzter Zeit sehr beeindruckt hat mich im Fernsehen der Film über Bertha von Suttner, die das Buch geschrieben hat: Die Waffen nieder. Früher war sie auf den 1000 Schilling Noten, ein ehrendes Andenken ist ihr auf diese Weise zugekommen. 1905 wurde sie ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis. Ihr Leben war erfüllt von ihrer Liebe zum Frieden. Sie war erfüllt von dem Traum, die Einheit der Völker zu verwirklichen, und hat als Ziel vor sich gesehen eine Welt ohne Krieg.

Vielfach schien alles vergebens; trotz ihres Bemühens, ihrer Vorträge, ihrer Reisen ist noch der Erste Weltkrieg ausgebrochen, dann auch der Zweite. Und doch, ihr Einsatz war nicht umsonst. Die Frucht ist aufgegangen, nicht gleich, aber vielleicht doch heute: Die Menschen denken heute anders als früher, der Traum einer Einzelkämpferin ist dabei, tatsächlich Wirklichkeit zu werden - wenn auch verspätet, fast 100 Jahre später.

Ist es nicht so ähnlich um die Ökumene bestellt? Dass wir gemeinsam träumen von der Einheit, von einer Wiedervereinigung der Getrennten? Wir erkennen, nicht mehr Einzelgänger zu sein: Die Ökumene ist zu einem neuen Denken geworden! Aber noch sind wir nicht am Ziel, müssen wir Geduld haben, Jahrzehnte, vielleicht ein ganzes Jahrhundert, bis die Frucht aufgeht. Mag sein, dass wir es gar nicht mehr erleben, wie die Frucht unseres heutigen Bemühens in Zukunft einmal aufgehen wird. - Aber mit Bertha von Suttner verbindet uns dieser unbeirrbare Glaube an das Gute: die Frucht wird aufgehen!

Das Thema der Gebetswoche für die Einheit der Christen lautet heuer: "Ihr seid in Christus versöhnt." Dieses Thema beruft sich auf die Lesung, die wir aus dem zweiten Korintherbrief soeben gehört haben. Beachten wir genau den Wortlaut! Wir sind versöhnt nicht nur mit Christus, sondern auch in Christus. Das macht uns bewusst das Wesen der Kirche, im Geist Gottes verbunden zu sein, aus der Kraft des Heiligen Geistes zu leben. Und das tut ein jeder nicht nur für sich allein, das eint uns als Kirche!

Bei genauerer Betrachtung des Korintherbriefes erkennen wir: Versöhnung ist nicht nur Geschenk der Erlösung, Versöhnung ist uns auch aufgetragen! - "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe."

Das Evangelium des ökumenischen Gottesdienstes möchte ich nicht so ausdeuten, dass wir jetzt einander zu vergeben hätten, verschiedener Konfession zu sein. Ich meine, wir haben nicht Schuld am Erbe der Kirchengeschichte, wir werden nur dann schuldig, wenn wir jetzt nicht den Weg zueinander suchen, das Gemeinsame nicht verwirklichen und den gemeinsamen Auftrag, die Verantwortung nicht sehen, das Evangelium Jesu Christi in die Welt hineinzusprechen.

Hat man in vergangenen Tagen meistens das Trennende hervorgehoben, so erkennen wir heute vielmehr die Gültigkeit von Jesu Wort: "Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben." Die Besinnung auf den gemeinsamen Weg, der Christus ist, ist Voraussetzung dafür, in einer ganz anders denkenden, gar nicht christlichen Welt, glaubwürdig zu sein.

Angesichts einer lauen Gesellschaft, in der das christliche Erbe immer mehr zu verdunsten droht, wo Menschen keine höheren Werte mehr haben, keine Zielorientierung auf Gott hin, keine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und eine höhere Bestimmung, müssen wir gemeinsam als glaubende Brüder und Schwestern in unserem Herrn Jesus Christus das Evangelium verkünden, zu einer Umkehr rufen, für das Reich Gottes werben. Es gilt, den Menschen Sinn, Halt, Freude und Heilung von Gott her anzubieten.

Von der Liebe sprechen können wir nicht in Streit und Zwietracht. In unseren Gemeinden und im Umgang miteinander leben wir vor, was Kirche bedeutet. Wie wir einander begegnen, wie das Außenstehende sehen, so wird über uns geurteilt, ob wir glaubwürdig sind, ansprechend, einladend, gewinnend - für die Sache des Herrn.

Paulus schreibt an die Christen von Korinth: "Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltung unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung." - Diese Worte sind heute an alle Christen gerichtet, und nur so kann es gelingen, "das Evangelium zu verkünden".

Das Streben nach Einheit ist ein Auftrag für jede christliche Gemeinde, gilt aber auch der Kirche und den Kirchen in ihrer Gemeinsamkeit.

Amen.

 

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