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Erntedank II

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Dtn 26, 1-11
Evangelium: Lk 12, 13-21

 

Wir haben nun zwei Texte gehört aus der Heiligen Schrift: eine Lesung aus dem Alten Testament und eine Jesusgeschichte aus dem Neuen. -

Sind solche Texte für unsere Zeit wirklich angebracht, sind sie für den modernen Menschen verbindlich? -

Ich meine, dass auch in einer Zeit, in der viele Menschen den persönlichen Bezug zu Gott verloren haben, das Buch der Heiligen Schrift nichts an Wahrheit und Gültigkeit verloren hat. Freilich, vieles im Alten Testament ist durch die Botschaft von Jesus anders zu deuten; aber auch der Nichtglaubende findet für sich im Wort der Heiligen Schrift Lebensweisheit, die zum Glück und letztlich doch zu Gott, dem liebenden Vater, führt.

Zeitlos gültige Aussagen sind die Gebote, die Grundlage sind für alle Menschenrechte. - Was das heutige Fest betrifft, so ist die einfachste Lebensweisheit schlicht und einfach: "Sei dankbar!"

Der dankbare Mensch ist genügsam, zufrieden und glücklich mit dem, was er hat. Demgegenüber steht die Habgier: Der Mensch, der noch und noch will, wird nie zufrieden sein und nie genug haben, auch wenn er bereits alles hat - und das im Übermaß.

Großes Vermögen und Überfluss bedeuten nicht unbedingt Glück. Interessanterweise eröffnet sich in der Übersättigung oft plötzlich die Sinnlosigkeit, die Leere, weil eigentliche Werte verloren gegangen sind.

Ich glaube, die biblischen Texte sind sehr wohl hochaktuell und zeitlos gültig. Die Worte von Jesus gelten auch uns heute: "Hütet euch vor ... der Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt."

Viel Elend ist schon auf dieser Welt entstanden und verursacht worden, weil sich alles um das Geld dreht. Ist uns in den vergangenen Jahren immer mehr bewusst geworden, dass wir mit der Schöpfung verantwortlich umgehen müssen, so tun sich nun ganz neue Probleme auf - im wirtschaftlichen Bereich! Und es stellt sich tatsächlich die Frage, an welchen Wertvorstellungen sich die Wirtschaft orientiert.

Ist es wirklich Dienst am Menschen oder steht über allem doch die unchristliche Weisheit: "Geld regiert die Welt."?

Was haben wir damit erreicht, dass die Rinder in Großbritannien möglichst billig gefüttert wurden? Die Massenhaltung der Hühner verursacht auch bei uns ein Problem mit Salmonellen. Und was man in den Geschäften bekommt, man fragt sich: Ist es wirklich "im Zeichen der Frische"?

Wir haben in der Wirtschaftspolitik Mitverantwortung nicht nur durch Wahl und Wählerstimme, sondern auch durch unser Konsumentenverhalten. Nicht nur Erzeuger sollen christlich denken, auch Konsumenten.

Wir wollen billig einkaufen und bestimmen dadurch Preis- und Wirtschaftspolitik! Wir setzen im Einkauf Zeichen dafür, was uns wertvoll ist: ein paar Groschen sparen oder ein gutes Produkt, Qualität, Ehrlichkeit usw.

Das Fernsehen hat vieles schon aufgezeigt, zum Beispiel, dass in anderen Ländern Kinder arbeiten müssen, damit bei uns billig eingekauft werden kann. Wir unterstützen das; aber wehe, unser Kind müsste Elend leiden! - Jeder möchte möglichst wenig zahlen, zum Beispiel auch für Autoreifen, aber hunderte oder vielleicht sogar über tausend Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. ... - Die Situation unserer Gärtner war in diesem Jahr wirtschaftlich auch äußerst kritisch, durch eine Politik, die auf den Preis und nicht auf die Qualität geschaut hat.

Ich möchte nun keine politische Ansprache halten, ich möchte nicht falsch verstanden werden, aber aufzeigen, dass hier etwas läuft, was wir als Christen sehr wohl kritisch hinterfragen müssten.

Es geht doch um Werte und Mitverantwortung. Durch die neuen Gegebenheiten im Bereich der Wirtschaft gilt es auch, neu eine Wirtschaftsethik zu formulieren.

In Fragen der Wirtschaft wird heute weltweit gedacht, und wir haben als Christen auch weltweit Verantwortung. - Das Erntedankfest soll heuer ganz bewusst eine soziale Dimension haben - durch Unterstützung eines Projektes in der Dritten Welt und auch eine Gabe für die Caritasarbeit in unserer Pfarre. Es bleibt immer ein Auftrag an uns, Wohlstand zu teilen.

Kriege werden in der Zukunft nicht mehr um Erdöl, vielmehr um Wasser geführt werden. Viele Millionen Menschen, ganze Völker, haben nicht einmal das Wichtigste, was zum Leben gebraucht wird. - Das muss uns schon zu denken geben!

Wir müssen wirklich dankbar sein für unseren Wohlstand und für alles, was unser Leben ausmacht. Wir sollten aber auch Verantwortung sehen, die wir als Christen haben. - Gott ist nicht nur ein "Wettergott", der zuständig ist für gute Witterung, er möchte in unser Leben etwas einbringen, und das nicht nur im privaten Bereich. Gottes Geist will das Angesicht der Erde erneuern, und das heißt, er will, dass die Menschen - auch im politischen und wirtschaftlichen Sinn - zum Guten hin denken und handeln.

Amen.

 

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